Patrozinium: St. Anna (26. Juli) - Bistum Würzburg
Baugeschichte
Nicht bewiesen, aber wahrscheinlich ist die Behauptung einiger Experten, dass schon im Jahre 813 in Schondra eine Kirche genannt worden sei. Erst vom Jahre 1330 wird berichtet, dass die Herren von Sparwasser auf dem dortigen Kirchhof, also dem Hof bei der Kirche, gewohnt haben. Dass die Pfarrei Schondra in früher Zeit Würzburg unterstand, erfahren wir von einem Hinweis auf das Jahr 1416: Als nämlich das Domkapitel Würzburg am 14. Dezember 1669 das Besetzungsrecht der Pfarrei Schondra an den Bischof abtrat, bezeugten die Domherren, daß sie dieses Recht schon seit 1416 innegehabt hätten. Der Pfarrer von Schondra besuchte auch das Würzburger Landkapitel Karlstadt/Main. Darüber liegen Berichte seit dem Jahre 1580 vor. Von 1632 an haben die Pfarrer "Gotteshaus-Rechnungen" und von 1665 an Matrikelbücher geführt. 1501 beginnt die Liste der Pfarrer.
Die Baugeschichte der Kirche dürfte wie bei den Nachbarkirchen verlaufen sein: Um 800 Bau einer Holzkirche, um 950 vorromanischer Steinbau, um 1200 Erweiterung der Kirche und Bau des Westturmes, um 1350 gotischer Umbau und um 1750 barocke Umgestaltungen. Der fuldische Geschichtsschreiber Schannat schrieb 1727, die Kirche von Schondra sei seiner Ansicht nach die älteste in der Fürstabtei Fulda. Außer kleineren Reparaturen und Verbesserungen sowie Änderungen bei der Ausstattung war an der Kirche seit gotischer Zeit nichts verändert worden. Diese "älteste" Kirche wurde 1952 abgebrochen, um einem größeren Neubau Platz zu machen. Nur der Turm blieb erhalten; er erinnert heute noch - in Campanile-Form und mit einem Vorbau als Leichenhalle - an den Vorgängerbau.
Baubeschreibung und Ausstattung
Die neue Kirche wurde am 15. November 1954 von Bischof Julius Döpfner eingeweiht. In West-Ost-Richtung ausgerichtet, besteht sie aus einem rechteckigen Langhaus, dem im Osten ein rechteckiger, stark erhöhter querstehender Chor vorgesetzt ist. Architekt der Kirche war Eugen Altenhöfer aus Würzburg; ihm begegnen wir auch bei der Filialkirche Schönderling, vermutlich auch in Singenrain. Der Stil erinnert an den Kirchenbauer Bosslet, der Herz-Jesu in Aschaffenburg und Marianhilf in Würzburg errichtet hat.
Die linke Seite des Vorderchors wird von einer Galerie eingenommen; hier schließt sich auch die Sakristei an. Von rechts, von der Südseite her, fällt durch ein hohes, schmales Fenster das Licht ein. Die östliche Chorwand wird überdeckt von einem Freskogemälde des Malers Carl Clobes von Tückelhausen bei Ochsenfurt. Es stellt in Überlebensgröße Christus als Himmelfahrenden dar, der links und rechts von sich einen Engel zurücklässt. Diese Engel sprechen jeweils zu einer Gruppe von fünf bzw. sechs Aposteln. Ähnliche Darstellungen finden sich in den Kirchen von Schönderling und Öhrberg. Hinter dem freistellenden, steinernen Altar erhebt sich ein Kreuz, das als Tragkreuz gestaltet ist; es wurde von der Fa. Fell aus Würzburg gefertigt. Das Antependium des Altars zeigt als Relief gearbeitet in der Mitte Trauben und rechts und links Ähren. Links vor dem Altar steht ein quadratischer Arnbo aus Sandstein, dessen Vorderfront ein Relief mit der Aussendung von zwei Aposteln durch Jesus ziert.
Chor und Langhaus sind mit einer leicht gewölbten Decke überspannt. Vor der links vorspringenden Wand im Langhaus ist eine Barockmadonna platziert, die auf Erdkugel und Schlange steht. Sie hält ein Zepter in der Linken und trägt das Kind auf der rechten Hand. Davor erhebt sich ein Kerzenständer in Form eines Lebensbaumes. In der Weihnachtszeit wird in dieser Ecke eine 1992 angeschaffte Krippe aufgebaut, die in Teilen von Günter Holzheimer, Schmalwasser, geschnitzt ist. Vor der korrespondierenden rechten Wand steht die hl. Anna, die Patronin der Kirche. Der früher hier eingelassene Tabernakel steht heute zwischen Ostwand und Freialtar auf einer Säule; das Hostienbehältnis mit Rankenwerk ist von der Fa. Fell, Würzburg, gestaltet.
Das Licht für den Langbau fällt durch je sieben schmale Fenster in der oberen Hälfte der Wände ein. Unter dem mittleren südlichen Fenster be- findet sich eine Türe, über der ein Kreuz hängt. Daneben prangt links oben eine barocke Figur, die Kaiser Heinrich mit Krone, Zepter, Rüstung und fliegendem Mantel darstellt. Die kunstvoll bewegte Arbeit ist unbekannter Herkunft. Rechts oben finden wir den hl. Nepomuk; er trägt einen Talar, Chorrock, goldene Pollerine und Birett; in der Rechten hält er ein Kreuz. Beide Figuren kommen aus der Kirche des 1936 abgesiedelten Altglashütten.
Die sonst kahlen Wände werden belebt von je sieben Kreuzwegstationen in zurückhaltender Farbgebung. Die ebenfalls von Carl Clobes geschaffenen Bilder wurden 1990 erworben und sind etwa 40 x 60 cm groß. Ein Taufstein begrüßt den die Kirche Betretenden; es handelt sich um eine einfache Steinarbeit in Achteckform, deren oberer Rand mit einem Blattmuster verziert ist. Auch der Knauf ist unten mit Blattformen dekoriert und mit der Jahreszahl 1658 bezeichnet. An der Südwand ist eine Pieta angebracht, an der hinteren Westwand hängt ein schönes Gemälde mit der Darstellung des hl. Sebastian. An der rückwärtigen Nordwand findet sich eine barocke Immaculata mit Lilien in der Rechten und einem Sternenkranz auf dem Kopf.
Die Orgel auf der Empore lieferte 1987/1988 Norbert Krieger aus Retzbach bei Würzburg. Nachdem im Zweiten Weltkrieg von den drei Glocken zwei verloren waren, wurden diese 1950 wieder ersetzt. 1999 erhielt der Pfarrkirche zwei weitere Glocken von der Glockengieserei Perrner aus Passau, die am 24. Dezember erstmals offiziell der Kirchengemeinde vorgeführt wurden und zu Neujahr das Millenium einläuteten.
An der nördlichen Ecke der Westfassade erhebt sich, etwas abgesetzt, der alte Turm, dessen Untergeschoss im romanischen Stil erbaut ist und mit einem Vorbau im Osten als Aussegnungshalle dient. Über dem westlichen Eingangsportal zur Kirche findet sich in Stein gemeißelt das Wappen von Kardinal Julius Döpfner mit drei Kreisen, einem Brunnen, einem M und dem fränkischen Rechen, oben abgeschlossen durch Kreuz, Mitra und Stab. Inschrifttafeln und ein uralter Stein mit einer Vogelabbildung sind in die neuen Mauern eingelassen. Eine kleine Rosette und den Schlussstein eines gotischen Fensters mit den Wappen der Herrn von Steinau, genannt Steinrück (um 1500), sieht man auf dem Weg zur Kirche in eine Stützmauer eingemauert.
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