Die Ortsteile des Marktes Geroda

Geschichtliches zu Geroda

1167 wird Geroda angeblich urkundlich erwähnt. Damals bestätigte Bischof Herold von Würzburg dem Benediktinerkloster Schlüchtern Besitzungen in Geroda. Es deutet aber viel darauf hin, daß sich diese Urkunde nicht auf unser Geroda im Thulbatal, sondern auf eine Siedlung gleichen Namens im Tal der Sinn, wohl unterhalb von Jossa bezieht, die 1482 zur Wüstung wurde. Verwechslungsmöglichkeiten mit einem weiteren Geroda bei Neustadt/ Orla in Thüringen können dagegen weitgehend ausgeschlossen werden.
Die erste urkundliche Erwähnung unseres Gerodas war 1344 (Urkunde im Staatsarchiv Würzburg).
Trotzdem darf man annehmen, daß Geroda etwa um 1150 gegründet wurde. Der Name bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit nichts anderes als „Rodung, Gereute". Über den genauen Zeitpunkt der Entstehung Gerodas ist man ebenso wenig unterrichtet wie über die Gründung der Burg Schildeck (3 km nördlich von Geroda). Nimmt man an, daß Geroda und Platz eine weitgehend gemeinsame Entwicklung auch in ihrer Entstehungszeit durchgemacht haben, so ist hier anzumerken, daß sich die Henneberger, die dritte, neben Fulda und Würzburg wirksame politische Kraft in unserer Gegend, bereits ab 1150 ihre Gebiete in unserem Bereich besonders an das Hochstift Würzburg verloren und sich im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts aus unserer Gegend zurückgezogen hatten.

Das erste Würzburger Lehenbuch enthält einen Hinweis, der sich, wie allgemein angenommen wird, auf unser Geroda beziehen soll: Am 7. Sept. 1303 wurde Gernod von Wiesenbrunn für seine Mündel, die Söhne des Gerlach von Wiesenbrunn (Anm.: Angeblich bei Castell im Steigerwald) von Bischof Andreas von Gundelfingen mit halb Gerode belehnt. Bei diesem Geroda scheint es sich um Geroda im Thulbatal zu handeln, dagegen ist ein weiterer Eintrag in diesem Lehenbuch (1303 – 1313 ) nicht mehr eindeutig: Es wird dort unter Nr. 7 ein Ludwig Scultetus erwähnt „in Orbach in Gerrode medie-tatem advocacie." Nach der Fußnote handelt es sich bei Gerrode um unser Geroda (Landkreis Brückenau). Es wird allerdings auch für möglich gehalten, daß die bereits erwähnte Wüstung im Sinngrund gemeint sein könnte. Für diese Annahme dürfte die Identifizierung des Lehensträgers „scultetus in orbach" = Orb (Landkreis Gelnhausen) eine Rolle gespielt haben; ein Zusammenhang mit Oehrbach = Thulba unterhalb Geroda und Oehrberg = Bergrücken und Ort südlich von Geroda (bei Brückenau) waren bei dieser Zuweisung wohl nicht bekannt. Erstmals sicher urkundlich faßbar ist unser Geroda wegen seiner Nähe zu Schildeck 1328 im Urkundenbuch der Stadt Frankfurt. Dort wird der „Landfrieden am Rhein und in der Wetterau" beschrieben:
... von Slüftere (Anm.: Schlüchtern) bis zu Gerrade hynsit Schildecken (Anm.: Geroda jenseits von Schildeck)
... von Gerrade bis zu Gemünden ...

Bis fast in die Mitte des 15. Jahrhunderts – sieht man von der Pfarreigründung 1345 ab - erhalten wir über Geroda keinerlei Nachrichten mehr. In dieser Zeit muß sich eine völlige Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse auf dem Grenzsaum zwischen der fuldischen Buchonia und dem würzburgischen Salzforst vollzogen haben: Geroda war aus dem Besitz des Fürstbistums Würzburg ausgeschieden und dem Territorium der Fürstabtei Fulda einverleibt worden. (1646 war noch in Geroda in Erinnerung, daß „der Geröther ihre Kirche uf würtzburgischem Boden sich stehend" befand.)

Geroda erscheint seit dieser Zeit zweigeteilt:
Jede Dorfhälfte hatte bis fast zur Mitte des 17. Jahrhunderts ihren eigenen Schultheiß, ihre eigenen Dorfmeister und ihre eigenen Vierer. Geroda gehörte zum Amtsbereich der fuldischen Burg Schildeck. Außerdem war es damals (wie Platz) der fuldischen Zent Brückenau zugeteilt.

Bibraische Hälfte:
1440 wurde Kaspar von Bibra zu Roßrieth von Fulda mit der Hälfte von Geroda belehnt. Seine Familie behielt dieses Lehen bis 1607. Dann gelangte diese Dorfhälfte an Georg Christoph Heußlein von Eußenheim, der sie wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Heirat seiner Tochter mit Friedrich von der Tann, diesem um 1640 überließ.

Steinauische/ Küchenmeistersche/ Thüngensche Hälfte:
Während der Weg der bibraische Hälfte von Geroda über alle Besitzwechsel hin gut verfolgbar ist, setzen die Nachrichten über die andere Dorfhälfte nicht nur später ein, sie erscheint auch zerrissen und unübersichtlich.
1484 hielten Hildebrand und Reinhard von Steinau (Anm.: Steinau bei Fulda) gen. Steinrück Güter in Geroda von der Abtei Fulda zu Lehen. Im Besitz der Familie blieben diese Güter bis zur Heirat der Schwestern Elisabeth und Agathe von Steinau gen. Steinrück mit den Brüdern Karl von Thüngen zu Wüstensachsen und Philipp von Thüngen zu Reußenberg/ Sodenberg/ Greifenstein 1559.
Ein weiteres Stück dieser Hälfte von Geroda besaß (mindestens seit Beginn des 16.Jahrhunderts) die Familie von Küchenmeister/ Gamburg (?). Der Geroda betreffende Zweig der Familie starb 1531 aus und überließ der Fürstabtei Fulda ihren sämtlichen Lehensbesitz, also auch den in Geroda. 1544 waren diese Güter bereits wieder an Eberhard Rüd von Kollenberg (Anm.: Am Main in der Nähe von Wertheim) als Lehen ausgegeben, der sie 1555 an Philipp von Thüngen zu Windheim verkaufte.
Ab den 50-er Jahren des 16. Jahrhunderts war demnach die andere Hälfte von Geroda ungeteilt im Besitz von Mitgliedern der Familie von Thüngen. Diese Hälfte wurde zuerst 1613 pfandweise und dann endgültig 1620 Konrad von der Tann überlassen.
Damit war 1640 Konrad von der Tann zu Römershag alleiniger Inhaber von Geroda. 1692 verkaufte Heinrich von der Tann zu Römershag Geroda an den Fürstabt Placidus von Droste. Fulda gelangte damit wieder in den unmittelbaren Besitz dieses Lehens. Neuer Amtssitz für Geroda wurde Brückenau.

Im Zuge der Umgestaltung Europas durch Napoleon wurde Geroda zunächst
1803 – 1806 dem Fürstentum Oranien-Nassau zugeschlagen, stand
1806 – 1809 unter französischer Adminstration, gehörte
1809 – 1813 zum Großherzogtunm Frankfurt, wurde
1813 – 1816 von Österreich verwaltet und kam schließlich im April
1816 an Bayern mit dem Landgericht Brückenau und dem Rentamt Römershag.

 

Geschichtliches zu Platz

In einem Besitzregister der Grafen von Henneberg des Staatsarchivs Meiningen wird Platz 1317 als hennebergisches Lehen erwähnt. Dort heißt es: "Hartung von Elspe(Anm.: Wahrscheinlich Oberelsbach), der hat von uns das halbe Dorf Platzez und zu Kissige zw Hoffesete!" Da Kissingen in dieser Urkunde genannt wird, darf man mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, daß es sich bei "Platzez" um den heutigen Ortsteil Platz der Gemeinde Markt Geroda handelt. (Erst in Tirol begegnet uns wieder ein Platz.) Gestützt wird diese Zuordnung durch Funde mittelalterlicher Scherben (Wilhelm Blümel/ Platz +), die in das 13. Jahrhundert datiert wurden. Obwohl eine Angabe über die andere Hälfte des Dorfes fehlt und der Lehensträger unbekannt bleibt, so darf als sicher gelten, daß das Obereigentum über diesen Teil von Platz dem Bistum Würzburg zustand. Man darf also sicher sein, daß schon zwischen 1200 und 1300 an der Stelle, wo jetzt Platz steht, sich eine Siedlung befand.

Obwohl man erwarten sollte, daß Platz 1345 bei der Pfarreigründung erwähnt sein sollte (siehe Kirchengeschichte), scheint es bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts keine archivalischen Quellen mehr über Platz zu geben. Dies hat wohl seinen Grund darin, daß Platz kurze Zeit nach seiner ersten Erwähnung dem allgemein zu beobachtenden Wüstungsprozess zum Opfer fiel, wahrscheinlich durch eine Summe negativer Einflüsse (Klimaverschlechterung, kriegerische Ereignisse, Pest). Ein ähnliches Schicksal hatte der in Sichtweite und auf etwa gleicher Höhe liegende Nachbarort Singenrain zu erdulden.

Für das 16. Jahrhundert sind für Platz mehrere Geschichtsquellen vorhanden, aus denen sich folgender Sachverhalt ableiten lässt:
Um 1515 stand „auf dem Platz" nur ein Haus, das von Adam Schuhmann von Geroda errichtet worden war, weitere Gerodaer siedelten sich an. Es war zunächst ein „lediger, rauher, wüster Platz, eine Pertinenz (Anm.: Anhängsel) zum Dorf Gerod". Da Geroda zwischen etlichen adeligen Geschlechtern zerteilt war und man zu den Frondiensten in Platz gern mehr Mannschaft gehabt hätte, wurde die Siedlung von Jahr zu Jahr mit mehr Hüttlein besetzt, so daß es sich schließlich 1565 „zu einem großen Dorf" entwickelt hatte.

Platz erscheint zur Zeit seiner Wiederbegründung - wie schon 1317 - wieder zweigeteilt, halb ist das Dorf freieigener Besitz des Adels, halb fuldisches Lehen. Platz unterstand der Landeshoheit Würzburgs, gehörte aber damals noch zur Zent Brückenau. Ein Teil des Dorfes lag auf Gerodaer Markung!

Obwohl die Umstände der Entstehung des Dorfes Platz recht genau bekannt sind, wird doch nirgends direkt deutlich, wer die eigentlichen Gründer waren. Wahrscheinlich verdankt Platz seine Entstehung dem Willen seiner ritterschaftlichen Herren, in der Hauptsache der Familie von Steinau gen. Steinrück, wie sich aus dem Erbgang (Anm.: Siehe Geroda) von ihren Nachfolgern aus, den Herren von Thüngen, rückblickend schließen läßt.
1619 gelangte Adam Dietrich von Erthal in den Gesamtbesitz des Ortes Platz, wovon eine Hälfte von Philipp Caspar von Thüngen (1618/19) erkauft worden war, die andere Hälfte zu einem Drittel ererbt und zu zwei Dritteln ertauscht worden war. Nach dem Tode des Albrecht Dietrich von Erthal erbten seine beiden Kinder, Adam Albrecht von Erthal und Maria Gertraud von Erthal je zur Hälfte den Besitz in Platz.

1661 mußte (mit lehensrechtlichem Einverständis von Seiten Fuldas) Adam Albrecht seine Hälfte an Platz schuldenhalber an das Juliusspital Würzburg verkaufen. Die andere Hälfte wurde nach dem Tode der ledig gebliebenen Maria Gertraud von Erthal unter den Töchtern des Adam Albrecht von Erthal aufgeteilt und zwar so, daß Wolf Philipp von Schrottenberg, der Ehemann der Sophia von Erthal, 7/24 Teile bereits 1680 an das Juliusspital verkaufen konnte, die restlichen 5/24 besaßen die anderen vier Schwestern gemeinsam. In zähen Verkaufsverhandlungen gingen diese 5/24 schließlich an Wolf Philipp von Schrottenberg, der sie dann an das Juliusspital weiter veräußerte, so daß dieses 1714 alleiniger Besitzer wurde.

Nun wurde Platz von der Vogtei Windheim aus verwaltet. Seit 1683 gehörte Platz zur würzburgischen Zent Aschach.

Im Zuge der Umgestaltung Europas durch Napoleon wurde Platz zunächst
1803 – 1806 Bayern zugeschlagen, gehörte
1806 – 1814 zum Großherzogtum Würzburg und kam
danach wieder an Bayern. Die Steuern wurden damals vom Rentamt Wolfsmünster eingezogen; schließlich wurde Platz vom Landgericht Kissingen an das nach Brückenau überwiesen.

 

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